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COP28: Neue Rekordzahl von Lobbyisten fossiler Konzerne

Attac: Klimaverschmutzer*innen von den Klimaverhandlungen ausschließen

Mindestens 2456 Lobbyist*innen fossiler Konzerne haben Zugang zum Klimagipfel COP28 in Dubai erhalten – viermal so viel wie noch vor einem Jahr. Das zeigt eine detaillierte Analyse der Koalition Kick Big Polluters Out (KBPO), die auch von Attac Österreich unterstützt wird. (1) „Auf Rekordtemperaturen und Rekordemissionen folgt eine skandalöse Rekordbeteiligung der großen Umweltverschmutzer an den UN-Klimagesprächen“, kritisiert Max Hollweg von Attac Österreich. 

Dieser Anstieg ist kein Zufall, denn der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen ist eines der Schwerpunktthemen auf der COP28. „Die größten fossilen Konzerne schicken ihre Lobbyist*innen nicht, um den Klimaverhandlungen lediglich zuzuschauen. Ihre Vertreter*innen werden alles versuchen, um den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen zu verhindern, marktbasierte Scheinlösungen voranzutreiben und so ihre Profite abzusichern“, kritisiert Hollweg.

Immer mehr Länder des Globalen Südens und zivilgesellschaftliche Organisationen wie die Koalition Kick Big Polluters Out fordern daher, die Klimaverschmutzer*innen von den Klimaverhandlungen auszuschließen. „Die Lobbymacht der fossilen Industrie hat die Regierungen schon viel zu lange davon abgehalten, die Klimakrise effektiv zu bekämpfen“, erklärt Hollweg.

Große Ölkonzerne als Mitglieder von Länderdelegationen / Der globale Norden dominiert

Die Analyse zeigt, dass zur Delegation Frankreichs etwa Vertreter*innen der Energieriesen wie Total Energies oder EDF gehören. Italien nahm ein Team von ENI-Vertreter*innen mit. Zur EU-Delegation gehören Mitarbeiter*innen von BP, ENI und ExxonMobil. Viele fossile Lobbyist*innen erhielten Zugang als Mitglieder eines Wirtschaftsverbands. Neun der zehn größten Wirtschaftsverbände kommen dabei aus dem globalen Norden. (2) Der größte davon ist die in Genf ansässige International Emissions Trading Association (IETA) unter deren 116 Vertreter*innen die großen Klimakiller Shell, TotalEnergies und der norwegische Equinor-Konzern sind.

Die Zahl der Lobbyisten der fossilen Industrie beim Klimagipfel ist höher als alle Delegierten der zehn am stärksten vom Klimawandel bedrohten Länder zusammen (1509). Ihre Anzahl ist zudem mehr als siebenmal so hoch wie die Zahl der Vertreter*innen indigener Völker (316). “Die Dynamik auf der COP28 festigt neokoloniale Machtverhältnisse und behindert die Beteiligung des globalen Südens an der Gestaltung der Klimapolitik”, kritisiert Hollweg.


Hintergrund:

Aufgrund des jahrelangen Drucks der Zivilgesellschaft mussten die Teilnehmer*innen der COP28 in diesem Jahr zum ersten Mal offenlegen, wen sie vertreten. Dadurch wurden viele Lobbyisten öffentlich, die bei früheren Klimakonferenzen wahrscheinlich inkognito teilnehmen konnten. Die Liste der vorläufigen Teilnehmer*innen der United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC⁠) wurde am 30. November veröffentlicht.

Eine anonymisierte Liste der 2456 Lobbyisten auf Anfrage erhältlich.

Die KBPO-Analyse ist konservativ und zählt nur die Delegierten, die ihre Verbindungen zu den Interessen der fossilen Energieträger offenlegen. 2022 zeigte die Analyse, dass mindestens 636 Lobbyisten für fossile Brennstoffe Zugang zu den COP27-Klimagesprächen in Ägypten hatten, gegenüber 503 im Jahr davor in Glasgow.

Die Entscheidung, Delegierte als Lobbyisten für fossile Brennstoffe einzustufen, wurden anhand offener, leicht überprüfbarer Quellen vorgenommen. Dazu zählen die Webseiten von Unternehmen und Handelsgruppen, Lobbyregister und Medienberichte glaubwürdiger Nachrichtenagenturen sowie Daten von InfluenceMap.


(1) Kick Big Polluters Out ist eine Koalition von mehr als 450 Organisationen aus der ganzen Welt, die gemeinsam fordern, dass die großen Umweltverschmutzer nicht länger die Regeln für den Klimaschutz mitbestimmen können.

(2) Die zehn größten anwesenden Wirtschaftsverbände, die die Industrie für fossile Brennstoffe vertreten, sind die International Emissions Trading Association (116), das Clean Resource Innovation Network (60), die Federation of Indian Chambers of Commerce and Industry (54), der World Business Council for Sustainable Development (49), der Business Council for Sustainable Energy (32), die Carbon Capture and Storage Association (28), die Chamber of Commerce of the United States of America (27), die International Chamber of Commerce (26), das Carbon Market Institute Limited (23) und BusinessEurope (18).